Ich habe den größten Teil meines Lebens wie selbstverständlich Tierprodukte verwendet: Fleisch, Milch, Eier, Honig, Leder. Die Menschheit ist in ihrer Geschichte ziemlich kreativ dabei geworden, die Oberhand über andere Spezies zu erlangen und sie für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
Kollektive Verdrängung
Viele Menschen verdrängen, was hinter den Produkten steckt, die im Supermarktregal wie selbstverständlich angeboten werden. Die moderne Tierhaltung unterscheidet sich grundsätzlich vom romantisierten Bild eines Bauernhofs, auf dem glückliche Tiere auf einer grünen Wiese leben. Allein in Deutschland leben über 200 Millionen sogenannte „Nutztiere“ pro Jahr, die meisten von ihnen in Anlagen, die eher an Industriehallen als an landwirtschaftliche Betriebe erinnern. Schweine haben oftmals weniger als einen Quadratmeter platz. Kühe werden auf maximale Milchproduktion gezüchtet, künstlich befruchtet, ihre Kälber werden nach der Geburt von ihnen getrennt. Hennen legen etwa 300 Eier im Jahr und sind damit starkem Stress ausgesetzt.
Tiere sind heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge fühlende Lebewesen. Im Gegensatz zu Pflanzen besitzen sie ein Nervensystem und können Schmerz und Stress empfinden. Diese Empfindungsfähigkeit macht die Tierhaltung und das Töten eines Tiers zu einem ethischen Problem. In der Tierethik gibt es verschiedene Ansätze, wie mit Tieren umgegangen werden sollte. Ein zentraler ist der Utilitarismus, der alle empfindungsfähigen Wesen gleichermaßen berücksichtigt. Wer (manche) Tiere dabei schwächer gewichtet, handelt speziesistisch. Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet eine lesenswerte Einführung in solche Positionen.
Tierprodukte sind nicht lebensnotwendig
Während Menschen tierische Produkte historisch zum Überleben gegessen haben, sieht die Situation heutzutage anders aus. Zahlreiche wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass eine ausgewogene und gut geplante, pflanzliche Ernährung in allen Lebensphasen möglich ist. Zwar muss bei einer pflanzenbasierten Ernährung mindestens Vitamin B12 supplementiert werden, das Vitamin wird in der Regel allerdings auch in der Tierhaltung dem Futter zugesetzt. Mit moderner Technologie können inzwischen außerdem viele Ersatzprodukte hergestellt werden, die den Umstieg erleichtern können.
Auch ökologisch und im Hinblick auf den Klimawandel gibt es einen zusätzlichen Vorteil einer pflanzenbasierten Ernährung: Weniger Land- und Wasserverbrauch, weniger Treibhausgasemissionen und ein geringerer Energiebedarf. Schließlich müssen die gehaltenen Tiere auch erst mit zuvor angebautem Futter versorgt werden.
Beim Veganismus handelt es sich um ein Leitprinzip, welches das beschriebene Problem aus der Tierethik beseitigen soll. Veganismus wird von der Vegan Society als Lebensweise definiert, „so weit wie möglich und praktisch durchführbar“ alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren zu vermeiden. Das schließt neben Essen auch Kleidung, Haustierzuchten und Unterhaltung mit ein. Durch den Zusatz der praktischen Durchführbarkeit werden Fälle ausgeschlossen, wo eine Person keine realistische Handlungsalternative besitzt.
Entscheidungsfreiheit bringt Verantwortung
Ich habe mich irgendwann genauer mit der Thematik auseinander gesetzt, meine speziesistische Sichtweise hinterfragt und mir zwangsläufig die Frage stellen müssen, ob Geschmack, Gewohnheit und Bequemlichkeit für mich Gründe genug sind, eigennützig zu handeln und die Konsequenzen weiter zu verdrängen. Für mich ist eine vegane Lebensweise der Versuch, meine moralische Verantwortung zu erfüllen und mein Handeln mit meinen Werten in Einklang zu bringen.
Wir leben zum Glück in einem Land, in dem fast alle Menschen weitestgehend frei entscheiden können, was sie essen, welche Produkte sie kaufen und welche Dienstleistungen sie in Anspruch nehmen. Doch aus existenzialistischer Sicht bringt Freiheit automatisch und unweigerlich Verantwortung mit sich. Moralische Verantwortung basiert stets auf einem ethischen Prinzip – ansonsten ist sie nichts weiter als vorgeschoben. Wie erfüllst Du Deine Verantwortung?
(Disclaimer: Das Beitragsbild wurde KI-Generiert)


