Ich habe den Geist der Leistungsgesellschaft gänzlich in mir aufgesogen. Tagtäglich, und es wird eher schlimmer, kreisen meine Gedanken um meine berufliche Zukunft und je mehr ich versuche, aus diesem Strudel auszubrechen, desto mehr saugt es mich ein.
Ich überlege tagein tagaus, was ich wirklich will. So viele Ideen in meinem Kopf, soviel was ich mir für mich wünsche, und ich habe das Gefühl, dass ich vor lauter Panik gar nicht dazu komme, irgendetwas davon anzufangen. Nicht nur die Leistungsgesellschaft drückt mir hier ihren Stempel auf, auch das Zeitalter von „Du kannst alles werden, was du willst“ spiegelt mein Inneres absolut wider. Denn wenn man alles werden kann, was soll man dann werden? Wie soll man sich aus dem Topf der Möglichkeiten nur eine aussuchen? Muss ich das? Kann ich bitte alles machen, was mich interessiert und zusätzlich die Fähigkeit erhalten, davon nicht überarbeitet zu sein? Wie kann ich all meine Interessen unter einen Hut kriegen, um ein erfülltes Berufsleben zu haben? Und wie kann ich dem Leistungsdruck der Gesellschaft und vor allem meinen eigenen viel zu hohen Erwartungen entkommen?
Mit dem Studienbeginn waren alte Ziele verworfen und neue Ziele entstanden, doch jetzt stellt sich wieder alles auf den Kopf und ich weiß nicht mehr, welcher Weg der Richtige ist, während ich mich selbst stirnrunzelnd anschaue und mich belehre, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Dass ich nicht unter Kontrolle habe, und haben kann, was passiert. Dass ich darauf vertrauen muss, dass ich mit meinem Engagement einen Weg gehe, den ich gerne gehe.
Ständig erwarte ich, dass mich der Geistesblitz heimsucht und sich mir alles erschließt – wohin es für mich gehen soll. Doch das wird nicht passieren. Alles was ich tun kann, ist jetzt zu tun wofür ich brenne und zuzusehen, wie sich der Weg von selbst ebnet. Es wird Zeit, wieder weniger mit dem Kopf in der ungewissen Zukunft zu stecken. Wieder zurück in der Gegenwart anzukommen. Denn das ist alles was zählt und was ich habe. Der berufliche Weg entscheidet nicht über alles, es ist nicht, was mich auszumachen hat. Ebenso ist es nichts, was in Stein gemeißelt ist. Ich kann alles machen, was ich will. Es wird Zeit, das als Chance zu sehen und nicht als Last oder Herausforderung.