Das ist eine Frage, die man sich stellen kann. Oft ist Fair Fashion im Vergleich mit den Fast Fashion Marken sehr teuer. Da zahlt man schnell mal für eine Jeans 100 Euro aufwärts. Das hat man in der Regel nicht mal eben in der Portokasse. Aber ganz so pauschal lässt sich diese Aussage auch nicht treffen, denn es gibt faire Modelabels, die sich Mühe geben, die Kosten gering zu halten und trotzdem einen hohen Standard zu bieten. Wir bewegen uns hier oft vielleicht nicht im Preisspektrum von Primark oder New Yorker, das ist klar und sollte auch eigentlich nicht der Anspruch sein, aber dennoch bei einigermaßen humanen Preisen. Eigentlich geht es doch auch nicht um den Preis, sondern um die negativen Auswirkungen, die wir der Umwelt ersparen können, indem wir bewusster konsumieren.

Warum ist Mode eigentlich bei Diskussionen über Klima/Umwelt etc. im Fokus?

Unser CO2-Verbrauch setzt sich laut Umweltbundesamt in etwa so zusammen: 13% entfallen auf die Ernährung, 22% auf die Mobilität, 25% auf Strom und Wärme und 30% auf unsere Kleidung (10% auf Sonstiges). Den Löwenanteil macht also die Kleidung aus – deutlich vor Ernährung und Mobilität.
Das Problem beginnt schon beim Anbau: Hier werden in der regulären Landwirtschaft, für beispielsweise ein T-Shirt einer der großes Fast-Fashion-Marken, sehr viel Düngemittel und chemische Pestizide eingesetzt. Diese sind nicht nur für den Boden vor Ort schädlich (machen ihn vielleicht sogar so weit kaputt, dass er nicht mehr nutzbar ist), sondern die Chemikalien werden von Traktoren verteilt – CO2-Abgase incoming. Außerdem gelangen die Pestizide ins Abwasser, in Flüsse, in Meere und eventuell sogar ins Grundwasser. Auch bei der Herstellung der Kleidungsstücke selber wird wieder Strom und somit CO2 verbraucht. Der ökologische Fußabdruck der Kleidung wird aber noch höher: durch Plastikverpackungen, weite Transportwege bis sie bei uns im Laden ankommt und auch für die Entsorgung wird wieder Energie verbraucht. Ganz zu schweigen von den oftmals wirklich nicht mehr ansatzweise humanen Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnen.
Fair-Fashion ist bestimmt nicht das (einzige) Allheilmittel im Kampf gegen Kinderarbeit, Lohndumping, Pestizideinsatz, Chemikalien in den Klamotten, denn es gibt bekanntlich immer schwarze Schafe, aber wer grundlegend etwas dazu beitragen will, auch in Sachen Klamotten ökologischer zu handeln, kann sich zum Beispiel an anerkannten Zertifizierungen orientieren.

Auf was man generell beim Kauf achten kann

Es gibt hier – wie auch bei den Lebensmitteln – verschiedene Zertifikate, auf die man beim Klamottenkauf achten kann. Fangen wir mal on top an: „GOTS“, die ein oder anderen werden bestimmt schon mal davon gehört haben. Die Abkürzung kommt von Global Organic Textile Standard. Wer sein Label mit GOTS zertifizieren lassen will, muss eine Reihe verschiedener Kriterien erfüllen. Und zwar in vielerlei Hinsicht: Es müssen bestimmte Voraussetzungen bei den angelieferten Rohstoffen eingehalten werden (z. B. mindestens 95% kontrolliert biologisch erzeugte Fasern müssen enthalten sein), es gibt strenge Umweltkriterien (vom Verbot problematischer Zusätze, wie z. B. toxischen Schwermetallen bis hin zur Verpackung, denn diese darf kein PVC enthalten), Kriterien für technische Qualität und Humantoxizität (es gilt beispielsweise kritische Rückstände in der Kleidung unter strengen Grenzwerten zu halten) und auch die sozialen Kriterien kommen nicht zu kurz (Mindestlohn, Verbot von Kinderarbeit, etc.). Insgesamt wird die gesamte Textilkette zertifiziert.
Greenpeace veröffentlich jedes Jahr einen Bericht: „Textilsiegel im Greenpeace Check“, hier wird das GOTS Zertifikat mit 3 von 3 Sternen ausgezeichnet. Die gleiche Bewertung bekommen außerdem folgende Label: Made in Green und IVN Best. Zwei Sterne erhalten die Zertifizierungen durch den blauen Engel, Cradle to Cradle, Bluesign und das EU-Ecolabel. Auf dem letzten Platz mit nur einem Stern liegt Oeko-Tex Standard 100. Genaueres und Begründungen zu den Bewertungen könnt ihr hier nachlesen.
Oft hilft außerdem auch der Geruchstest – wer kennt es nicht, wenn die neuen Teile extrem nach Chemie riechen und das oft sogar noch nach dem ersten Waschen. Und dann kann sich jeder selbst überlegen, ob er diesen Geruch samt Chemie gerne auf der Haut tragen möchte oder eben nicht. Eine andere Frage, die zu euren Leitfragen beim Shoppen werden kann, ist: Brauche ich das wirklich und werde ich es oft anziehen? (Oder hab ich nicht eh schon 10 T-Shirts dieser Art?) Zu was in meinem Kleiderschrank kann ich das alles anziehen? (So kann man dem Kreislauf entfliehen, sich zu den neuen Sachen noch mehr neue kaufen zu müssen, weil bereits vorhandene Teile gut mit den neuen kombiniert werden können.) Und: Brauche ich das JETZT oder kann ich auch bis zur nächsten Kleidertauschparty/zum nächsten Flohmarkt warten?

Was man außerdem probieren kann, wenn man das Gefühl hat, der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten: Die 1:1 Regel. Für jedes neue Teil kommt ein altes weg. Zur nächsten Sammelstation, Flohmarkt oder Freunde fragen, ob sie es haben möchten oder man es vielleicht sogar tauschen kann.

Eine letzte Idee noch: Die Capsule Wardrobe. Hier geht es im Grunde darum, dass man nur noch wenige, ausgewählte Kleidungsstücke besitzt, diese aber alle zusammenpassen und man somit trotzdem eine große Vielfalt und Variationsmöglichkeiten hat. Wie das geht, könnt ihr zum Beispiel hier nachlesen.

Unsere Empfehlungen für euch

Wir haben selbst nicht alle dieser Online Shops schon einmal selbst ausprobiert, deshalb haben wir keine Erfahrungswerte zur Qualität, dem Kundenservice, Versand etc. Aber es geht uns hier auch mehr darum, euch Labels vorzustellen, die Bio-Baumwolle fair zu euren Kleidungsstücken verarbeiten und trotzdem einigermaßen erschwingliche Preise bieten.

Manomama (T-Shirts ab 29,90 Euro, Bioland zertifiziert)

Melawear (T-Shirts ab 19,90 Euro, GOTS und Cradle to Cradle Gold Zertifzirierung und Organic Cotton, auch Schuhe, Rucksäcke, Taschen)

Armedangels (T-Shirts ab 29,90 Euro, GOTS und Fairtrade zertifiziert)

Dariadéh (T-Shirts ab 35 Euro, GOTS, OE 100, OE Blended, OEKO TEX, REACH Zertifikate, allerdings nur die unbedruckten Textilien. Die Siebdruckerei ist nicht GOTS zertifiziert.)

Recolution (T-Shirts ab 29,90 Euro, GOTS Zertifikat)

El Naturista (Schuhe aus natürlichen und abbaubaren und Recycling Materialien, Sandalen ab knapp 48 Euro, Sneaker ab ca. 100 Euro)

Grüne Erde (Shirts ab ca. 27,90 Euro im Sale, auch Vieles in Richtung Möbel, Heimtextilien, etc., oft GOTS zertifiziert)

 

Second-Hand-Option

Kleiderkreisel Mode für Männer und Frauen, alle Größen und aller Art