Viele junge Frauen und auch Männer verdrehen bereits die Augen wenn sie das Wort „Feminismus“ nur hören – es wird durch beinahe geschlossene Lippen gezischt wie ein schlimmes  Schimpfwort. „Was soll das alles?“, fragen sich viele. Wir Frauen haben doch schon so viel erreicht! Wir dürfen arbeiten – hey cool! Aber wir Frauen verdienen oft immer noch weniger als unsere männlichen Kollegen in gleichen Positionen. Hey, es gibt in vielen Parkhäusern Frauenparkplätze, aber der Großteil der Männer scheinen die Schilder nicht lesen zu können und blockieren diese Plätze dennoch – danke dafür. Die Sparkasse bezeichnet in ihren Briefen alle Kund*innen als Kunden, es gibt wohl nur männliche Kontoinhaber dort?
Wir sehen also bereits an einfachen Alltagsbeispielen, dass die Situation nicht so rosig ist, wie sie zu sein scheint. Wir sehen, dass die Rechte für Frauen sich zwar stetig verbessern, aber die entscheidenen Schritte zur kompletten Gleichberechtigung sehr schleppend vorankommen. Und genau darum ging es auch in dem Workshop der Pfadfinderinnen Sankt Georg beim Bayerischen Tag der Jugend in Brüssel.

Es braucht mehr Awareness und die bereits erlassenen Resolutionen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung, beschreibt Iris Bergmann von der Geschäftsstelle der CDU/CSU in Brüssel die aktuelle Situation. Sie fordert außerdem, dass wir Frauen mehr anfangen zu netzwerken, denn ein gutes Netzwerk und das gegenseitige Fördern ist das, womit auch Frauen ihre Karriere befeuern können. Denn bei extrem vielen Diskussionen, Vorträgen, etc. stehen nur Männer auf der Bühne, obwohl es auch genug weibliche Spezialistinnen gibt, die man ebenso einladen könnte. Oft sind diese aber weniger bekannt – oder auch weniger vernetzt – als ihre männlichen Kollegen und um das zu ändern gibt es folgende Initiative: der Brussels Binder, wo sich zu vielen Themen weibliche Expertinnen finden lassen.

Ein anderes Problem, das Frau Bergmann sieht, ist, dass viele Mütter im Beruf sofort in eine Schublade gesteckt werden, wenn sie beispielsweise mal früher das Büro verlassen müssen. Deshalb findet sie, sollte man sich gar nicht erst rechtfertigen, sondern einfach sagen, man habe jetzt einen Termin und fertig.

Im Rat der Regionen beispielsweise sitzen viel mehr Männer, da dieser aus den tatsächlich gewählten Lokalpolitiker*innen, wie den Bürgermeister*innen, etc besteht und sich hier viel weniger Frauen zur Wahl aufstellen lassen als Männer. Das heißt, auch hier muss man die Frauen noch mehr darin bestärken, sich an so eine Aufgabe heranzutrauen und sich auch aufstellen zu lassen.

Zudem finden die Workshop-Teilnehmerinnen, dass sich noch viele festgefahrene Denkmuster in unser aller Köpfe lösen müssen, wie zum Beispiel, dass professionelle Frauen, die sich durchzusetzen versuchen, oft als männlich und aggressiv gelten. Oft werden außerdem Vorschläge und Ideen von Frauen nicht integriert, sondern wegignoriert. Aber Feminismus und besonders Frauen sind nichts, was man einfach „wegignorieren“ kann.

Deshalb kommen die Teilnehmer*innen zu dem Schluss, dass es zum einen noch mehr Regeln und Gesetze für mehr Geschlechter-Gerechtigkeit braucht und zum anderen, dass Frauen sich gegenseitig noch mehr bestärken müssen und man als gutes Beispiel vorangehen sollte – Leading by example.

Was man allerdings bei den Feminismus-Debatten oft aus den Augen verliert, ist auch die besonders schlechte Position der Frauen, die Minderheiten angehören. Die Situation, auch die Equal-Pay-Gap, verbessert sich für weiße Frauen zwar zunehmend, für die meisten farbigen Frauen oder Frauen, die anderen Minderheiten angehören, ist die Situation allerdings oft gleichbleibend schlecht.
Insgesamt wird im Workshop auch die Forderung nach einem einheitlichen Feminismus-Begriff laut, um das Thema noch besser definieren und von anderen abgrenzen zu können.

Liebe Jungs und Männer, abgesehen davon, dass ihr bei den meisten Frauen punkten könnt, wenn ihr nicht in alten Frauen-Männer-Clichees feststeckt und lieber Feministen seid, geht es ja beim Feminismus nicht darum, euch eure Rechte „wegzunehmen“, sondern darum, dass wir einfach die gleichen Rechte einfordern – ist doch fair oder? Also an alle: Mehr Feminismus, bitte!

Und wir Frauen geben uns derweil noch mehr Mühe, uns gegenseitig zu empowern, Mut zu machen, uns gegenseitig weiterzuempfehlen, besser zu networken und besonders unsere Stimme zu erheben, wann immer es nötig ist, um für mehr Gleichheit zu sorgen – egal ob es dabei um die Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen oder gleiche Rechte für Minderheiten geht! Deshalb ist es am Schluss wichtig, dass wir uns für mehr Gerechtigkeit und mehr Gleichheit für alle Menschen einsetzen, die klare Forderung also: (F)EMPOWER ALL!