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Ich wollte nie radikal sein. Radikale Veganerin, radikale Feministin, radikale Umweltschützerin. Denn der Großteil aller Menschen hört dann auf, dir zuzuhören. Ich habe immer darauf plädiert, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Einfach so zu leben, wie ich es für richtig halte und große Hoffnung darauf zu setzen, dass andere Menschen das inspiriert. Doch was für eine Gefahr birgt das? Nicht alle Menschen werden damit abgeholt. Ich erreiche mit dieser Hoffnung vielleicht den einen oder anderen Menschen und dieser wiederum erreicht auch neue Menschen. Der Wille ist zwar schön, aber so wird die Welt leider einfach nicht schnell genug gerettet.

Wenn wir beschließen, so weiter zu leben wie bisher, erlebt der Großteil von uns allen noch 100% den Tag, an dem sich genauso viel Plastik in den Meeren befindet, wie es Fische gibt. Das ist bewiesen und wohl für fast alle mittlerweile vorstellbar, so viele Bilder es von Gewässern voller Abfall gibt. Und doch tun wir nicht genug dagegen. Wir nutzen weiterhin die Plastiktüte im Supermarkt, den Coffee-to-go Becher vom Café, das Einweggeschirr vom Imbiss und ignorieren weiterhin erfolgreich diesen Fakt. Als würde es uns selbst nichts angehen. Als würden unsere Kinder später nicht mal darunter leiden müssen.

Ich wollte nie als radikale Umweltschützerin abgestempelt werden. Denn schon immer war es mehr ein Schimpfwort, als dass dieses Wort mit Respekt und Bewunderung von den Lippen geht. Ich bin auch nicht die ultimative Umweltschützerin. Ich kaufe nicht alles plastikfrei, ich fahre Auto, ich konsumiere mehr materielle Dinge, als nötig ist. Aber mit jedem Tag wird mir bewusster, wie schädlich es für meine Umwelt ist und mit jedem Tag bemühe ich mich mehr, mich zu bessern. Mit jedem Tag bin ich bereiter, mich radikal zu nennen, wenn das heißt, dass ich mein bestmöglichstes tu, diese Welt zu retten.

Ich glaube nicht daran, dass wir schnell genug handeln. Wir haben keine Zeit mehr. Ich finde nicht, dass man dem Menschen gesetzlich allzu viel verbieten sollte. Unsere Gesellschaft lebt von ihren Freiheiten. Aber Plastiktüten? Einweggeschirr? Das Wegschmeißen von noch guten Lebensmitteln? So sehr ich mir wünsche, dass wir ohne diese Hilfe direkt morgen endlich unseren Kopf anschalten und endlich mal verstehen, dass es so nicht weiter geht, so glaube ich, dass gesetzliche Regelungen in diesem Fall unumgänglich sind. Besonders um wirklich zeitnah Lösungen zu finden. Es gibt Alternativen zu vielen Dingen – da muss man nicht mal mehr drüber nachdenken. Nimm deine Stofftasche mit zum Einkaufen, kauf dir einen wieder verwendbaren Coffee-to-go Becher, nimm dein eigenes Besteck und Geschirr mit (oder liebe Imbissbuden: benutzt doch einfach mal normales Geschirr!), schmeißt das gute Essen nicht weg, sondern fangt doch bitte mal an miteinander zu reden! Es schmeckt euch nicht? Gebt es einer Freund*in! Ihr verreist und habt noch Essen im Kühlschrank? Gebt es einer Freund*in! Supermärkte sollen das Essen doch bitte denen geben, die es sich nicht leisten können, bevor sie es wegschmeißen.

Wir brauchen mehr Druck von Seiten der Politik. Doch die Politik selbst schläft. Wir müssen anfangen, selbstständig zu denken und uns einzugestehen, dass wir es besser machen können und auch müssen. Wir müssen selber aufwachen  und endlich realisieren, dass wir nicht mehr länger warten können. Es muss sich was ändern – und zwar jetzt.

 

Diesen Beitrag und viele andere findet ihr auch auf meinem Blog anninouschka.de